"im Zusammenhang mit Corona"
Die vom RKI herausgegebenen Zahlen zu den "im Zusammenhang mit Corona" Verstorbenen in Deutschland betrifft nur Menschen, die nachweislich (d.h. diagnostiziert) infiziert waren. Da nicht alle Erkrankten auch als solche diagnostiziert und registriert sind, ist anzunehmen, dass die Zahl der "im Zusammenhang mit Corona" Verstorbenen größer ist als die amtlich bekannt gegebene. Die allgemeine Formulierung "im Zusammenhang mit Corona" deutet auf ein Dilemma hin, was für die Diskussion der Zahl und ihrer Einschätzung wichtig ist. Es geht um die Frage: Ist die/der Verstorbene
"an oder mit Corona verstorben?"
Ist Corona die eigentliche Ursache für den Tod, oder ist sie nur eine von mehreren zum Tode führenden Erkrankungen, welche die betroffene Person schon vorher hatte, wie z.B. ein schweres Herzleiden, eine sich im Endstadium befindende schwere Krebserkrankung, eine Erkrankung des Immunsystems.
Der Professor für Rechtsmedizin Klaus Püschel, der sehr früh damit beginnend umfangreich und systematisch Corona-Verstorbene untersucht hat, hat bei allen Untersuchten schwere Vorerkrankungen festgestellt und ist der Meinung, dass die Untersuchten auch ohne Corona bald verstorben wären, und meint: „Ich bin überzeugt, dass sich die Corona-Sterblichkeit nicht mal als Peak in der Jahressterblichkeit bemerkbar machen wird.“ Damit spielt er an auf Untersuchungen zu Sterbefallzahlen und Übersterblichkeit. (Nachtrag: Stand Mai 2021 müssen wir feststellen, dass sich die Prognose von Herrn Püschel bedauerlicherweise nicht als richtig erwiesen hat.)
Siehe https://www.pressreader.com/germany/hamburger-morgenpost/20200403/281487868456736 (03.April 2020)
Oder auch: https://www.swr.de/swr1/bw/swr1leute/klaus-pueschel-102.htm
Sterbefallzahlen und Übersterblichkeit
Dabei geht man von zu erwartenden Sterbezahlen, welche aus den Sterbezahlen der vorhergehenden Jahre errechnet werden, aus und vergleicht diese Zahlen mit den tatsächlichen.
Die Grafik ist ein Bildschirmausdruck, der zu einem bestimmten Zeitpunkt gemacht worden ist. Die eigentliche, interaktive Grafik, welche ständig aktualisiert wird, findest du hier: https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Corona/Gesellschaft/bevoelkerung-sterbefaelle.html
- Umfangreiches Datenmaterial zu "Sterbefälle - Fallzahlen nach Tagen, Wochen, Monaten, Altersgruppen und Bundesländern für Deutschland 2016 - 2020" findest du hier.
- Zur Verlässlichkeit der Zahlen findest du etwas in einem Gespräch mit Dr. Felix zur Nieden, Experte für Demografie und Sterbefallzahlen im Statistischen Bundesamt hier.
Fall-Verstorbenen-Anteil - Letalität - CFR (engl. case fatality rate)
Für den Fall-Verstorbenen-Anteil teilt man
- die Zahl der gemeldeten verstorbenen Fälle durch die Zahl der gemeldeten infizierten Fälle in einer Population oder
- die Zahl der gemeldeten verstorbenen Fälle durch die Zahl der Fälle mit bekanntem Endpunkt (genesene und verstorbene Fälle).
Ersterer Quotient würde den endgültigen Anteil unterschätzen, bei letzterem Quotient würde der endgültige Anteil überschätzt werden.
Siehe: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html#doc13776792bodyText13
Beispielrechnung:
Dazu nehmen wir die Daten des RKI (dashboard) für Deutschland vom 08.11.2020:
- Infizierte: 658.505
- Genesene: 419.300
- Verstorbene: 11.289
Rechenweise a: 11.289 [Verstorbene] / 658.505 [Infizierte] = 0,017 [CFR]
Rechenweise b: 11.289 [Verstorbene] / 419.300 [Genesene] + 11.289 [Verstorbene] = 0,026 [CFR]
Richten wir nun noch einen vergleichenden Blick
auf die Zahl der "im Zusammenhang mit Corona Verstorbenen" und die Zahl anderer Todesursachen. - Da die Daten für 2020 noch nicht vorliegen, greifen wir auf Daten zurück, die vollständig und geprüft sind. Das ist zwar nicht ganz einwandfrei, aber es geht an dieser Stelle zuerst einmal um das grundsätzliche Verständnis der Zusammenhänge und Relationen.
Quelle: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/_inhalt.html
Für das Jahr 2018 werden 954874 Verstorbene genannt. Die Zahlen sehen dann so aus. (Die errechneten Zahlen aus den Prozenten sind wegen der Abrundung nicht ganz genau.)
Kreislauf- system |
Krebs | Atmungs- system |
Vergiftungen | Verdauungs- system |
Sonstige | |
Prozent | 36,2 | 24,1 | 7,5 | 4,4 | 4,3 | 23,6 |
Verstorbene | 345.664 | 230.125 | 71.616 | 42.014 | 41.060 | 225.350 |
Die folgende Tabelle dient nur dazu, eine Vorstellung von den Zahlenverhältnissen zu entwickeln.
Die Daten stammen - bis auf Corona - aus dem Jahr 2018. Wir haben das Jahresende 2020 noch nicht erreicht und die Corona-Zahl vom 08.11.2020 (11.289 Verstorbene) wird sich bis dahin noch ändern. - Wir fügen dieselbe in die Tabelle ein und ziehen die Zahl von Sonstige ab.
Kreislauf- system |
Krebs | Atmungs- system |
Vergiftungen | Verdauungs- system |
Sonstige | Corona | |
Verstorbene | 345.664 | 230.125 | 71.616 | 42.014 | 41.060 | 214.061 | 11.289 |
Zu neueren Daten siehe:
- Die vom RKI herausgegebenen Zahlen zu den "in Verbindung mit" Corona-Verstorbenen betreffen nur die Verstorbenen, die vorher als Corona-Infizierte diagnostiziert worden sind.
- Die tatsächliche Zahl der "in Verbindung mit" Corona Verstorbenen dürfte wegen der Beschränkung größer sein.
- Die Formulierung "in Verbindung mit" Corona deutet ein Dilemma an: Es ist schwer bis gar nicht feststellbar, ob die Corona-Erkrankung die eigentliche Ursache für den Tod ist, ob der Verstorbene "an oder mit" Corona verstorben ist.
- Der Professor für Rechtsmedizin Klaus Püschel hat bei allen Untersuchten, die "in Verbindung mit" Corona verstorben sind, schwere Vorerkrankungen festgestellt und ist der Meinung, dass die Untersuchten auch ohne Corona bald verstorben wären. - Ein Gesunder hat seiner Ansicht nach also eher wenig zu befürchten. (Nachtrag: Stand Mai 2021 müssen wir feststellen, dass sich die Prognose von Herrn Püschel bedauerlicherweise nicht als richtig erwiesen hat.)
- Die Zahlen von Corona-Verstorbenen sollten im Zusammenhang mit anderen Todesursachen betrachtet werden, um sie besser gewichten zu können.
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