Paul Boldt:

Auf der Terrasse des Café Josty

Der Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll

Vergletschert alle hallenden Lawinen

Der Straßentrakte: Trams auf Eisenschienen,

Automobile und den Menschenmüll.

 

Die Menschen rinnen über den Asphalt,

Ameisenemsig, wie Eidechsen flink.

Stirne und Hände, von Gedanken blink,

Schwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald.

 

Nachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,

Wo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen

Und lila Quallen liegen - bunte Öle;

 

Die mehren sich, zerschnitten von den Wagen. -

Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,

Vom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest.

 

Paul Boldt 1885 – 1921 [1912].
Erstveröffentlichung: Die Aktion Bd. 2, Jg. 1912, Nr. 46 (13.Nov.)
Café Josty. Neben dem Café des Westens eines der bekannten Berliner
Künstler-und Literatencafés.