Folgendes Beispiel werden nicht nur die Pilzsammler verstehen:

Wenn alle Pilzsammler dazu angehalten wären, die Anzahl der von ihnen gesehenen giftigen Pilze dem Pilzamt im jeweiligen Landkreis zu melden, und das Pilzamt würde - möglichst umgehend - die Zahl der Meldungen dem BPA (Bundespilzamt) mitteilen, und dieses würde die gemeldeten Zahlen addieren und das Ergebnis am nächsten Tag auf seiner Website veröffentlichen, so käme wohl kaum einer auf die Idee, dieser Veröffentlichung könne man entnehmen, wie viele Giftpilze es in Deutschlands Wald und Flur am Tag der Zählung tatsächlich gegeben hat.

Nicht nur dem Pilzsammler wird einleuchten, dass mehr Giftpilze gesehen und gemeldet werden, wenn mehr Pilzsammler unterwegs sind. Wohl kaum einer käme in dem Zusammenhang auf die Idee, die Zahl der Giftpilze in Deutschlands Wald und Flur hätte schlagartig zugenommen, weil auf einmal mehr davon gefunden werden. Nun könnte man daraus scharfsinnig in Hinblick auf Corona schließen: Schaut euch weniger um / Testet weniger und ihr habt auch weniger Infizierte. - Aber zwingend ist das nicht. Denn es ist ja durchaus möglich, dass die größere Anzahl der Giftpilze nicht nur auf eine höhere Zahl der Pilzsammler, sondern zusätzlich auf eine Vermehrung der Pilze durch ein paar feuchtwarme Herbsttage zurückzuführen ist. 

  

  • Die Zahl der Infizierten ist eigentlich nur die Zahl der diagnostizierten Infizierten.
    Wer wissen möchte, wie viele insgesamt infiziert sind, müsste alle Einwohner Deutschlands testen. Das übersteigt zur Zeit die organisatorischen und technischen Möglichkeiten und ist auch nicht von vorrangigem Interesse. Die Strategie der RKI ist "Testen, Testen, Testen – aber gezielt !"  mit dem Ziel die Pandemie in den Griff zu bekommen.
    https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Teststrategie/Nat-Teststrat.html (05.11.2020)
  • Mehr Tests führen zu mehr Ergebnissen, aber die zunehmende Zahl der Tests ist nicht zwingend der alleinige Grund für eine zunehmende Zahl positiver Ergebnisse.